Das 20. Kühl-Jubel/

[357] Darinnen er den König von Schweden/ Carl den Eilften/ mit Seinem Geschlechte und Kron-Nachfahren/durch Hundert Jahr zum stählernem Schwerd Gustav Adolphens und Carl Gustavs rif/ im Nord-Crith Donnerstag den 16. Oct. 1687.


1.

Auf/ Schwedens Eilfter Carl! Du Carl von Carl/ Gustav!

Auf/ Auf zum Gottes-Werck in meinem dritten Ruf?

Du bist auch Dritter selbst/ im Wesen Hauptgeruffen!

Das groffe Licht fügt sich Dir zur Gefehrtin bei!

Ersätze voller Ernst/ was Zeichen und Figur/

Zur Papstes Freud der Christenheit versäumt![357]

Vollführ/ vollführ/ was Du zu mir gesagt/

Als nechst Dein Geist im Geist bei mir war in Berlin!

Sei auffgewekkt vom Brandenburger/

Und wekk Ihn wider auff/ Du Held von Mitternacht!


2.

Auf/ Auf/ Du Carl vom Carl! Auf/ Auf durch hundert Jahr!

Forsch alles durch genau vom Anfang Friderichs/

Und leihe mir Gehör zu Deinem Unterrichte!

Such tieffer nach dem Fall Gustav Adolphens/

Der voller Sig den Sig verlohr!

Schau Deinen Vater an mit seiner Pohlens-Flucht

Und Coppenhagens Schadbelägern!

Schau auch Dein Unglükk inn durch Franckreichs falsch-Verbündnis/

Dardurch Dein Schweden höchst geschertzt/ durchschmertzt/ beschwärtzt!

Ersätz/ selbst König/ es/ was Deine Räth verfehlet.


3.

Wend ab di Schand Christinens/

Damit den Vater Si/ Iht Reich und Gott verhöhnt!

Greiff an/ Greiff an das Rom/ den Gifftqvell aller Sünden/

Wi Dir befohlen hat selbst Jesus durch den Drabitz!

Was Deinem Vater ward verheischen/

Diß gehet Dich auch an und alle Schwedens-Erben!

Des Vatern Straffe sei Dir mehr zur Lehr und Warnung/

Als daß hochmüttig Du beschöntest sein Verbrechen.

Gott ist Dein Gott/ dein Schöpffer/ Herr und König/

Drum fürcht Ihn voller Treu und Reu/ daß Er beleidigt.


4.

Bedenke/ König/ ernst di sechste Plag und Schaale/

Dadurch der Erdkreis eilt ins Hermageddons-Feld!

Sih/ dises ist noch nirgenswo geschehen!

Doch schikket/ wi Du sihst/ sich alles zum grossen Krige.

Ser Pabst vermeint/ er komm zur alten Macht und Pracht/[358]

Weil ihm das Glükk im Ost und West heut günstig.

Si überreden auch die Protestantsche Fürsten/

Daß heut der Türken Fall in Gottes Reich verhanden!

Ist nun das Pabsthum falsch/ und wahr die Reformirung/

So hüte dich vor diesem Drei der Frösche!


5.

Auf/ Auf/ Mein Carl vom Carl! Sei Bundgenoß und Freund!

Dein guttes Leben ist schon Dir di erste Staffel!

Vereine Dich mit Brandenburg und Sachsen/

Und werfft den Streit hinweg von thörichten Articeln!

Bleibt so dann hundert Jahr mit Curem stählern Schwerd/

Weil mehr noch nicht von Cuch gefodert.

Mein Jesuelisch Reich ist nicht von Eurer Art:

Doch gibt es Cuch vil Stärck auß reiner Gottes-Libe.

Wann mehr kein Pabst noch Türk/ kein Jude/ Hend/ Sectirer/

Dann werdet Ihr mit mir in Euer Nachwelt Eines.

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 2 (Buch 5–8 u. Paralipomena), Tübingen 1971, S. 357-359.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Bozena

Bozena

Die schöne Böhmin Bozena steht als Magd in den Diensten eines wohlhabenden Weinhändlers und kümmert sich um dessen Tochter Rosa. Eine kleine Verfehlung hat tragische Folgen, die Bozena erhobenen Hauptes trägt.

162 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon