[Thränen, ihr lichtbeschwingten Wunderkinder]

[208] Thränen, ihr lichtbeschwingten Wunderkinder,

Ihr heilgen Bothen, die aus dunkeln Schachten,

Zu denen keine Strahlen Zeugniß brachten,

Durch unerforschte Wege mit gelinder


Gewalt hinbrechen: wann das Herz in blinder

Verhüllung klagte, Sinnen nicht mehr dachten,

Und Glaub' und Hoffnung nur als Traum verlachten,

Das Leben starb, und Lieb und Andacht minder


Schon leuchten, fast erlischt der letzte Schimmer:

Dann blickt aus ferner Wüst' ein alt Erinnern,

Und seelge Rührung winkt, ein schmelzend Sehnen


Wächst nah und näher: plötzlich durch die Trümmer

Bricht wie ein Blitz durch jede Kraft des Innern

Der Liebesgruß und glänzt in Sieger-Thränen.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 1, Heidelberg 1967, S. 208-209.
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