Der Jäger

[308] Es zwittert schon im Tale

Grau zwischen Tag und Nacht,

Doch sucht mein Dachs noch immer,

Umspürend, flink und sacht.


Der Hund will mir was liefern

Noch heute vors Gewehr,

Der kleine Todeskuppler

Sucht überall umher.


Umsonst! ist nichts zu finden,

Mein Waldmann, als Verdruß;

Wir bringen nichts nach Hause,

Als noch im Rohr den Schuß.


Will nicht die Flint ausschießen

Mißmutig in die Luft,

Weil ich nicht mag verscheuchen

Das Wild in ferner Schluft.


Auf morgen will ich sparen

Den Schuß, mein guter Hund,

Bis wir herausgekommen

Vielleicht zur bessern Stund.[308]


Das ist ein schlechter Jäger,

Der sich das Wild verstört,

Der ohne Ziel und Beute

Sich gerne knallen hört.


Und schieß ich morgen nimmer,

Weil krank ich oder tot,

So wird ein andrer schießen,

Dems Weidmannsheil sich bot.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 308-309.
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