Das Wort der Deutschen

[160] Haue mir Marmor, Künstler,

Und grab' in den Marmor mit Goldschrift!

Höre genau, und versehle der Laute keinen;

Denn edel ist die That!


Und sie geht nie durch die Vergessenheit unter:

Sieger sind meine Deutschen;

Und doch ist ihnen der Lorber Abscheu,

Blut und Tod ist Greuel den siegenden Deutschen!


Denn so scholl vor der Franken Heer

Die Drommete des Feldherrn:

Freyheit schuft ihr euch;

Habt zum Ungeheuer die Göttin umgeschaffen!
[161]

Reiniget euch,

Und fleht der entweihten,

Dass sie euch sie verzeih die Verwandlung,

Dass sie euch hold sey,


Wieder werde zu dem, was sie war

Vor der grausen Verwandlung.

(Gram war diese, war

Den verstummenden Guten Entsetzen!)


Traget von der entweihten Altar

Den blutigen Staub weg,

Weg das starre Gebein,

Das an edle Todt' euch erinnert!


Reiniget euch!

Wir kommen zwar mit Wehr und mit Waffen:

Aber wir kommen auch

Mit dem Friedezweig in der Rechten;


Kommen, mit euch vereint, den Staat zu bilden,

Wie ihr ihn einst euch bildetet,

Fest den Grund zu dem Baue zu legen!

Ohne tieferen Grund schwankt bald die glänzende Zinne.
[162]

Nehmet als Freund uns auf; wir sind die älteren Franken.

Enkel, ein Wort ein Wort, ein Mann, ein Mann!

Die Drommete kündigte so den jüngeren Franken

Der älteren Bund an.


Dumpfes Gemurmel wandelt' umher

In dem Lager der Feinde;

Aber von ihrer Drommet' erscholl nicht

Der freudige Nachhall.

Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 160-163.
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