Die Zukunft

[204] Himlischer Ohr hört das Getön der bewegten

Sterne; den Gang, den Seleno und Pleione

Donnern, kent es, und freut hinhörend

Sich des geflügelten Halls,


Wenn der Planet fliehend sich wälzt, und im Kreislauf

Eilet, und wenn, die im Glanze sich verbergen,

Um sich selber sich drehn! Sturmwinde

Rauschen, und Meere dann her!


Hesperus Meer, Meere des Monds, und der Erd', ihr

Sanfter, allein wie erhebt sichs im Bootes,

O wie thürmt es empor! Hochwogig

Donnerte am Felsengestad!
[205]

Lauter noch schwebt dort der Altar, und die goldne

Königin dort, mit dem Palmzweig' in der Rechte!

Lauter schwingt sich der Schwan, und lauter

Wehet die Rose daher.


Psalmengesang tönet darein! Die erhabnen

Feyrer am Thron, die Gerechten und Vollkomnen

Singen Jubel und Preis! Anbetung!

Danken, sie können es, Gott!


Ahndung in mir, dunkles Gefühl der Entzückung,

Welche den Staub an dem Staub einst unaussprechlich

Trösten soll, o Gefühl, Weissager

Inniger ewiger Ruh,


Lispel, entflohn jenem Gesang der entflamten

Söhne des Heils, o, besuch oft die beladnen

Erdewanderer, kom mildthätig,

Trockne des Weinenden Blick!


Strahlendes Heer, Welten! ist auch ein Erschafner

Irgendwo noch, wie der Mensch, schwach? Es erschreckt uns

Unser Retter, der Tod! Sanft komt er,

Leis' im Gewölke des Schlafs;
[206]

Aber er bleibt fürchterlich uns, und wir sehn nur

Nieder ins Grab, ob er gleich uns zur Vollendung

Führt, aus Hüllen der Nacht hinüber

In der Erkentnisse Land!


Von der Geduld steinigem Pfad' in ein heitres

Wonnegefild! zur Gesellschaft der Vollkomnen!

Aus dem Leben, das bald durch Felsen

Zögernder fliesset, und bald


Flüchtiger da, wo, zu verblühn, die bekränzten

Frühling' ihr Haupt in des Thaus Glanz und Gerüchen

Schimmernd heben; es spiel' hinunter,

Oder es säume, Geschwätz!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 204-207.
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