2.

[362] (Paris, im singhalesischen Theegarten, 15. Oktober 1900.)


Laß! Liege so, die Arme unterm Kopf,

Daß sich im Atmen deine schöne Brust

Noch runder hebe, mir entgegen, – so:

Ich muß die Hand darauf thun. Das ist Glück.


Sei still und schließe auch die Augen, – oh:

Kein Wort, kein Blick, nur dieses stumme Spiel

Des Atems, der den schönen Leib bewegt.

Und als ein stummer Beter, der nicht Worte macht,

Knie ich in Andacht dir zur Seite hin

Und bett auf deine Brust mein Haupt. Es ist

Kein schönrer Fleck, zu träumen, auf der Welt.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 362-363.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Irrgarten der Liebe
Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)